In der vierten Folge von Vernetzungsgefährdet sprechen wir mit Irina Weiler-Diebold, Managerin für Projekte und Sonderthemen bei der Netze BW GmbH (eine Tochtergesellschaft der EnBW). Dort wurde die sog. „Lernreise“ gestartet, ein Projekt, um die Lernkultur in der Ausbildung und im Unternehmen zu fördern. Die Gründe waren unterschiedliche Handlungsbedarfe, die sich unter anderem aus den Anforderungen der „Generation Z“ in der Ausbildung, aber auch aus dem Umgang mit der sog. VUCA-Welt ergeben. Das Projekt ist übrigens für den deutschen Personalwirtschaftspreis 2022 nominiert! Einen weiteren Eindruck von dem Projekt gewinnst du in diesem Video! Doch kommen wir zurück zu VUCA und werfen einen Blick auf die Herausforderungen, die sich daraus ergeben.
Was ist VUCA?
VUCA ist eine Abkürzung bzw. ein Akronym aus dem Englischen. Die einzelnen Buchstaben stehen für:
- V: Volatility = Unstetigkeit
- U: Uncertainty = Ungewissheit
- C: Complexity = Komplexität
- A: Ambiguity = Mehrdeutigkeit
Der Begriff stammt ursprünglich aus der US-Army zu Beginn der 1990er-Jahre und beschreibt eine moderne Welt und ihre Anforderungen, für die es keine einfachen und langfristigen Lösungen gibt. Weil die Beschreibung so passend ist, wurde sie schnell von Hochschulen, aber auch von Unternehmen eingeführt, die so eine Umwelt ebenfalls als Herausforderungen sahen. Heute, im 21. Jahrhundert und aufgrund der so komplexen Anforderungen und der Digitalisierung, beginnt der Begriff immer mehr an Bedeutung und wird auch in anderen Kreisen bekannt.
Ein Beispiel:
Stellen wir uns ein erfolgreiches und alteingesessenes Maschinenbauunternehmen mit einer Belegschaft von 100 Menschen vor. Jahrzehnte lang war die Auftragslage klar und die Bücher gefüllt, die Strategie ging auf, die Finanzierung war stabil, Rücklagen gesichert und die Bezahlung überdurchschnittlich … und auf einen Ausbildungsplatz bewarben sich 11 junge Menschen. Seit geraumer Zeit steht das Unternehmen vor vielen Herausforderungen. Krisen über Krisen. Zum Beispiel eine ungewisse Auftragslage, denn Kund:innen sind insolvent und politische Entscheidungen lassen keine Strategie für ein langfristiges Modell zu. Energie- und Materialkosten steigen; Letzteres ist kaum lieferbar. Es findet sich kein Nachwuchs und auch die Facharbeiter:innen fehlen für die Stellen, die durch den Renteneintritt frei werden und unbesetzt bleiben. Die neuen Anforderungen des Marktes scheinen neue Fertigkeiten zu fordern, doch woher nehmen? Die Gegebenheiten ändern sich also ständig (V) und der Ausgang ist ungewiss (U). Die Gesamtsituation ist kaum zu durchschauen und so komplex (C) vor allem, weil die Bewertung keine eindeutigen Lösungen und Schlüsse (A) zu lässt. Das ist VUCA!
Was machen wir mit VUCA?
Auch wenn Dir der Begriff bis jetzt unbekannt war, hast du sicher bemerkt, dass diese VUCA-Umwelt uns alle betrifft. Vom Unternehmen und den Wechselwirkungen über die einzelnen Personen der Belegschaft (Führungskräfte, Mitarbeitende der PE usw.) aber auch als Privatperson. Du wirst sicher auch schnell eingesehen haben, dass es hier keine Musterlösung gibt, denn dafür ist jeder Fall zu individuell. Zudem steht eine konkrete und detaillierte Lösung dem Begriff VUCA entgegen. Dennoch gibt es Dinge, die wir beachten können, um mit diesen Zuständen umzugehen – und dafür können wir die vier Buchstaben (nein nicht, dass, was sie jetzt vielleicht denken) wiederverwenden:
- V: Vision = Schaffe eine Vision, die alle Beteiligten berücksichtigt und Freiraum lässt. Jede Person sollte sich zudem damit identifizieren können.
- U: Understanding = Verständnis zeigen und schaffen ist zentral. Nicht nur für die Entwicklungen oder neue Herangehensweisen, sondern auch für neue Mitarbeitende. Das bedeutet auch, dass die Mitarbeitenden verstehen, was sie mit ihrer Arbeit bewirken.
- C: Clarity = Klarheit und Transparenz ist für jeden Veränderungsprozess essenziell – und Veränderungen finden bei VUCA ständig statt.
- A: Agility = Agilität ist zwar ein Modewort, aber hier geht es darum, wirklich flexibel auf die Anforderungen zu reagieren, Fehler zu analysieren und daraus zu lernen, statt zu maßregeln und auf Entscheidungen zu beharren. So schließt sich der Kreis.
Wir werden also neue Fertigkeiten (sog. Future Skills) brauchen, die wir uns aneignen, aufrechterhalten, aber manchmal auch vergessen müssen, um wieder neue Dinge zu erlernen. Zugegeben, das klingt anstrengend und das ist es auch, aber ebenso wirksam!
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Unser Podcast- Episoden:
Hier findest du unsere weiteren Episoden:
1. Episode: Im Gespräch mit Dr. Katja Bett - CEO bei CLC GmbH zum Thema „Netzwerken und dessen Rollen bei kooperativem Lernen“
3. Episode: Im Gespräch mit Josef Buschbacher – CEO bei CLC GmbH, zum Thema „EdTech die Zukunft der Bildung?“